Schöpfungsgeschichte (Drei-Brüder-Glaube)

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Das Wort der drei Brüder


Es begab sich zu der Zeit, als die alten Götter nicht mehr gerufen wurden. Ihre Namen waren im Sand und Staub der Zeit, durch Kriege und Weltenwandel verloren gegangen und kein lebendes Zeugnis ihrer Macht ward noch unter den weltlichen Völkern.


Es begab sich zu dieser Zeit, als die Tore der Seelenschmiede, dem Quell aller Kraft, sich auftaten und in ihrer Kraft drei göttliche Wesen entsandte, sich dieser Welt anzunehmen und Ordnung, Sinn und Glaube wieder zu den Kulturen und Völkern zu tragen. Dies ist die Geschichte der drei Brüder, ihrem Streit und ihrem Walten.


Das Wort HELOS

Als erster verließ HELOS die feurigen Tiefen der Seelenschmiede am Rand von Zeit und Kosmos. Groß und schön, rein und gebieterisch, feurig heiß und voller Eifer und Innbrunst entstieg er ihrem Feuer, welches ihn seither begleitet. Seine hell leuchtenden Flügel breiteten sich über der weiten Dunkelheit aus und berührten alles mit ihrem Licht und ihrer bedingungslosen Liebe und Wärme. Das dunkle Schwarz der Schöpfung erstrahlte in sattem Rot, warmem Gelb und funkelndem Gold. Ihm zur Seite ward gegeben ein Schwert, so gewaltig, dass es nur mit beiden Händen zu führen ist, welches genannt ward „Dämmerungsschneide“, gesegnet mit der Macht Dunkelheit und Düsternis zu vertreiben. HELOS, der König der Könige, das ewige Licht, Sonnenfürst und Herr über das Feuer ward geboren und erfreute den Kosmos mit seiner Gegenwart.


Das Wort ELANOS

Als zweiter verließ ELANOS die brodelnden Tiefen der Seelenschmiede am Rand von Zeit und Kosmos. Weise und Wissend, sanft wie der Wind und doch brausend wie ein Sturm, geduldig wie ein Rinnsal und gewaltig wie das Meer selbst und gekrönt von fahlem Mondlicht gesellte er sich an die Seite seines Bruders HELOS. Der Wind der Veränderung, der Inspiration, der Prüfung und der Sehnsucht geleiteten ihn und kündeten in alle Richtungen von seinem Kommen. Das dunkle Schwarz der Schöpfung ward durchzogen von abertausenden von Flüßen, Strömen und Meeren von sattem Grün, silbrig schimmerndem Mondleuchten und endlich auch erlösendem Blau. Ihm ward mitgegeben das Buch der Flüsse und der Kelch des Lebens, denn alles Schicksal und aller Wille bewegt sich in vorgegebenen Bahnen und alles Leben hat denselben Ursprung. ELANOS, der silberne Mond, der Ausgleich und das Gleichgewicht, der ewige blaue Himmel und das weite Meer, der ewige Wanderer, Mittler zwischen den Welten, der, der alles im Innersten zusammenhält und versöhnt erfreute den Kosmos mit seiner Gegenwart.


Das Wort LYSKAR

Als Dritter verließ LYSKAR die brodelnden Tiefen der Seelenschmiede am Rand von Zeit und Kosmos. Wild und entschlossen wie ein Jüngling, geschmeidig und düster wie eine Kreatur der Nacht, erhaben und kalt wie der Tod selbst entstieg er dem tiefen Schwarz der Ewigkeit und gesellte sich zu seinen Brüdern HELOS und ELANOS ans Firmament. Ihm zur Seite ward gegeben ein Schwert, die Schwesterklinge zu HELOS Dämmerungsschneide, so gewaltig, dass es nur mit beiden Händen zu führen ist, gesegnet mit der Macht Licht und Hitze zu vertreiben. Das Flüstern von Träumen und Visionen begleitete ihn und der Gesang der Geister der anderen Welt kündete weithin von seiner Ankunft. Das Schwarz der Ewigkeit erzitterte ob dieser neuen Form von Dunkelheit und fand sich durchzogen von einer neuen Farbe, einem violetten Schimmer, der alles durchzog wie Wurzelwerk und dem nichts entgehen konnte. LYSKAR, der Herr der Nacht, Gott der Erde, Erntebringer und Schnitter, Vater aller Träume und Sendbote von Visionen und Omen erfreute den Kosmos mit seiner Gegenwart.


Das Wort vom Götterstreit

Und so begab es sich, dass die drei Brüder am Firmament über den Welten standen und sich diese genau besahen. HELOS, als Ältester der Drei, ergriff als erster das Wort und sein göttlicher Atem und Spruch wurden der neuen Welt Gesetz. HELOS erwählte alle denkenden und zu Kultur und somit zu seiner Verehrung fähigen Völker aus, sie mögen seine erwählten Kinder sein und sich fortan in seinem Glanz bewegen und gedeihen dürfen, im feurigen Schein seiner Herrlichkeit und Liebe. Und das Wort des Sonnenfürsten wurde wahrhaftig. Doch LYSKAR widersetzte sich den Worten HELOS aufs Heftigste, denn er selbst hatte diesen Plan für die Völker der Welten und wollte sie für sich. Mit einem mächtigen Hieb seiner Waffe versetzte LYSKAR voller Wut HELOS eine tiefe und klaffende Wunde an der Brust, woraufhin sich sein göttliches, kochend heißes Blut über die Welten und den Kosmos ergoss und alles benetzte und verbrannte, was es berührte. ELANOS war es, der in diesem Moment erkannte, dass seine Brüder von nun an und auf ewig im Streit miteinander ringen würden und er weinte bittere Tränen, die auf die Welten niederregneten und die lodernden Flammen HELOS zum Erlöschen brachten. Doch blieb jedem Wesen, das vom göttlichen Blute HELOS gesegnet worden war ein unsterblicher und göttlicher Funken zurück, ein HELOSFUNKEN, der allem Leben innewohnt und es zum Licht treibt. Die Tränen ELANOS taten ihr Übriges und ihr Segen beflügelte sowohl den Geist, als auch den Willen aller, die von ihm berührt worden waren. LYSKAR tobte vor Zorn, da nun beide seiner Brüder ihren Teil an den Völkern genommen hatten und so forderte er, wenn seine Brüder die Geschicke der Völker im Leben bestimmten, so wäre es nur Recht und billig, wenn er sie im Tod beherrschen sollte! Schweren Herzens fügte sich der Gott der Gerechtigkeit HELOS dem Rat seines Bruders ELANOS und erkannte, dass dies nur gerecht sei. Fortan sollte LYSKAR, der jüngste der Drei, der Herrscher über die Unterwelt sein, doch damit war die Gier des Jüngsten der Drei nicht gestillt.


Das Wort vom Fortbestand

LYSKAR zerbrach sein Schwert in viele Teile und formte daraus eine neue Waffe, eine schreckliche Sense mit dem Namen „Dämmerungsschnitter“. Kaum da dieses Werk getan, schnitt er sich etwas vom ewigen Schwarz der Unendlichkeit heraus und hüllte sich in finsterste Schatten. HELOS ahnte wohl, dass dies nur der Beginn der Entfremdung von seinem jüngsten Bruder sei, drum entschloss er seinem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Er gebot ihm nur jene in seinem Reich zu halten, deren göttlicher Funken verloschen oder von seinen Verführungen erstickt worden war. Um dies zu gewährleisten, brach sich HELOS einen goldenen Strahl aus der Krone und schmiedete eine Waage, auf der fortan und bis in alle Zeit die Götterfunken der Verstorbenen gewogen werden sollten. Dort vor dem Throne LYSKARS sollte fortan entschieden werden, welches Reich auf immerdar Heim der unsterblichen Göttergünstlinge sein möge.

ELANOS sah mit Gram und Trauer, wie seine Brüder sich mehr und mehr entzweiten, darum segnete er die Waage und küsste seine beiden Brüder auf die Stirn. Seit jenem Augenblick traten sie nicht mehr zusammen, denn ELANOS verbot ihnen den direkten Einfluss auf die Geschicke der Völker, denn keiner von Beiden sollte jemals einem Wesen die Entscheidung abnehmen dürfen, wem von beiden es sich zuwenden will. ELANOS verabschiedete HELOS, der sich aufmachte in sein von ihm geschaffenes Heim, die goldenen Hallen, hoch oben hinter der Sonnenscheibe, gebaut aus weißem Granit, Gold und Elfenbein. Danach geleitete er LYSKAR in die Unterwelt, wo Tempel aus schwarzem Obsidian sich um den gigantischen Thron ranken, auf dem der König der Nacht herrschte. Seither ist es so, dass jeder Verstorbene vor den Herrn der Erde treten muss, um sich richten zu lassen. Die eine Waagschale füllt das kleine Licht, welches HELOS in die Welt gesetzt hat, die andere jedoch füllt LYSKAR mit den Schätzen der Erde, von denen man sich hat verleiten lassen, die einen geblendet haben oder vom rechten Weg abbrachten. Dem einen stehen durch das Urteil die Tore zu den goldenen Hallen HELOS offen, den anderen erwartet der Garten der Lüste. Sicher ist jedoch nur eines: Sollte jemals im Lauf der Zeitalter einer der beiden Brüder genug Untertanen in seinem Reich haben um einen Sturm auf die Festung des anderen zu wagen, so wird er seinen rivalisierenden Bruder angreifen und die Welt wird im Feuer eines Götterkrieges verzehrt werden.

Doch solange ELANOS zwischen seinen Brüdern steht und sein Dienst nicht vergessen wird, solange wird diese Welt, wenn nicht sogar alle Welten, weiter fortbestehen.


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