Rufus von der Tanne
Die Familienlegende der Von der Thann
Es begab sich zu einer Zeit, als Reichsgründer Heinrich, Urahn von Herzog Karl, auf den Einigungsfeldzügen unterwegs war, dass ein junger Mann namens Rufus durch das seit vielen Jahrzehnten vom Krieg zerrissene Land streifte. Er war ein Ausgestossener, ein Flüchtling, der Vater ein Otzländer, die Mutter eine Fyttländerin. Ein Heimatloser, er sich in den Wäldern versteckte und durch Wilderei lebte. Dafür hatte er in einem Tannenwald einige gut getarnte Jagdstände in den Bäumen errichtet. Als er nun eines Tages mit Pfeil und Bogen auf der Lauer lag, sah er wie eine große Gruppe Krieger über einen alten Fuhrweg kam und sich im Wald versteckte. Rufus wagte es nicht, sich zu bewegen. Wenig später kam eine kleinere Gruppe Reiter den Weg entlang geritten und er erkannte, dass die Krieger einen Hinterhalt für diese gelegt vorbereitet hatten. Mit mörderischem Geschrei begannen die versteckten Krieger ihren Angriff auf die Berittenen, welche schnell in tödliche Bedrängnis kamen. Wie von den Ahnen, Geistern und Göttern geleitet reagierte Rufus, spannte seinen Bogen und streckte einen Krieger nieder, der gerade mit einer Lanze auf einen besonders edel aussehenden Reiter einstechen wollte. Pfeil um Pfeil lies er durch die Luft sausen, bis die Krieger aus dem Hinterhalt besiegt waren. Wenige Berittene hatten überlebt, darunter der Edle, den Rufus mit seinem ersten Pfeil gerettet hatte. Dieser kam nun suchend zu dem Baum mit dem versteckten Jagdstand geritten.
Er blickte hinauf und rief: „He da, wer ist da oben?“
Doch Rufus antwortete nicht, da er wusste, das Wilderei verboten war und er lange Zeit keinen Kontakt zu anderen Menschen hatte. Ebenso erkannte er nun die teure Kleidung, die Waffen und Rüstungen höchster Qualität, er hatte es hier nicht mit einfachen Leuten zutun.
Abermals rief der edle Reiter: „Sag an, wer versteckt sich dort oben in der Tanne? Wer auch immer Ihr seid, ich schulde euch Dank, denn Ihr habt uns in größter Not beigestanden!“
Rufus fasste sich ein Herz und antwortete: „Mein Name ist Rufus, Herr.“
Der Edle antwortete mit hochgezogener Augenbraue: „Nur Rufus? Habt Ihr keinen weiteren Namen?“
Vom Baume kam: „Nein, Herr, nur Rufus.“
Lachend antwortete der Reiter: „Na denn, mein Name ist Heinrich von Lauffen, ich stehe in Eurer Schuld und möchte diese begleichen… Kommt zu uns herunter… Rufus von der Tanne!“
So kam es, dass Rufus in die Dienste Heinrich von Lauffen trat, den legendären Reichsbegründer. In Erinnerungen an diesen Moment, nahm er den Beinamen „Von der Tanne“ an, welcher sich über die Jahre in „Von der Thann“ abwandelte. Seit diesen Tagen, ist das Geschlecht mit dem Herzog und Drachengard verbunden.