12. Eintrag: Spätherbst 331

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Spätherbst 331:

Nicht nur im Süden des Kontinentes liegt einiges im Argen. In der Windmark, ein Landstrich direkt an der südwestlichen Grenze Drachengards, hat ein Kriegsfürst namens Sigmund von Gösselsgrund nun seit Jahren seinen Herrschaftsbereich immer weiter ausgedehnt. Er unterdrückt die Bevölkerung, presst aus ihnen Steuern und Abgaben. Der Handel ist fast zum Erliegen gekommen, das Volk leidet. Bisher hat er die Menschen mit der Ausgabe von billigen Alkohol und starken Söldnerverbänden unter Kontrolle. Doch immer lauter werden die Gerüchte, das jener Sigmund mit widernatürlichen Kräften im Bunde ist, das er gar ein Werwolf sei. Hat Sigmund bei seinem blutigen Aufstieg noch den Anschein erweckt, eine neue stabile Ordnung zu schaffen, so ändert sich das Bild langsam. Auch die Anfangs großzügigen Geschenke an Großherzog Karl hatten auf ein freundschaftliches Verhältnis hingedeutet. Doch nun kann das Großherzogtum Drachengard seine Augen nicht mehr lange verschließen, erst recht seit sich die Kongregation gegen Heterodoxie Richtung Windmark gewandt hat. Der Hofrat scheint gewillt, nicht länger tatenlos zusehen zu wollen, wie Menschen des Nachbarlandes leiden und Hexerei möglicherweise direkt vor den Toren des Reiches praktiziert wird. Schon gar nicht, seit dem Süden aus den gleichen Gründen mit Feuer und Schwert gedroht wurde. Die Aufrechterhaltung der natürlichen Ordnung war seit jeder das Bestreben aller Herzöge und des Reiches.


Oder liegt es doch daran, dass das See- und Handelsexpeditionskorps im großen Stil Silber aus den Minen Sigmunds importiert und der Handelspartner zu wankelmütig, die Silberpreise zu schwankend, die Lieferungen zu unzuverlässig sind? Erst recht, da am Ende des Jahres die Währungsreform erfolgen und der neue herzogliche Schilling geprägt werden soll.


Liegt es vielleicht auch dem überhand nehmenden Export von billigen Alkoholika? Dieser wird von den Patrizierfamilien aus der Reichsstadt Spiegelberg beherrscht, was ihnen Geld und Einfluss bringt, Dinge die ihre Position gegenüber Großherzog und Hofrat stärken.


Oder sind die Flüchtlingsströme Schuld, welche die Ländereien im Südwesten belasten? Das Reich kann sich keine ähnliche Situation wie an der Grenze zu Morgon im Südosten leisten. Zugleich liegt das Flussdelta der Pegnitz in der Windmark, Ziel des wichtigen Flusshandels, welcher durch Sigmund immer weiter beschränkt wird.


Es sieht so aus, als wären die hehren, edlen Ziele vielleicht doch nur ein Vorwand, ein praktischer Nebeneffekt. Aber heiligt der Zweck nicht die Mittel?